Welche Bedenken hast du gegenüber der Teilzeitarbeit?
Es kursieren etliche Vorurteile gegenüber Teilzeitarbeit und Teilzeitkräften. Dabei werden Teilzeitkräfte oft unterschätzt und unterfordert.
Welche Herausforderungen du bei einer geplanten Teilzeitarbeit beachten solltest:
1. Der lupenreine Lebenslauf
In manchen Köpfen geistert er immer noch als Ideal herum, der geradlinige und lückenlose Lebenslauf mit Musterkarriere.
Wer sich diesem Ideal verschreibt, stellt aber vielleicht irgendwann fest, dass dieser Weg nicht unbedingt zu mehr Lebensglück oder zu einem erfüllteren Leben führt.
Wenn du dich dazu entscheidest, dein Leben stärker nach deinen eigenen Prioritäten auszurichten, dann bleibt dir nichts anderes übrig, als diesem traditionellen Ideal auf Wiedersehen zu sagen. Nur so fühlst du dich frei, genau das zu tun, was dir wirklich wichtig ist.
2. Teilzeit als Karrierekiller
Beschäftigte in Teilzeit haben oft ein größeres Risiko, in ihrer Karriereentwicklung benachteiligt zu werden.
Ein häufiges Problem ist, dass sie weniger Möglichkeiten bekommen, interessante Aufgaben und mehr Verantwortung zu übernehmen. Somit haben sie weniger Chancen, sich innerhalb des Unternehmens zu entwickeln und aufzusteigen.
Teilzeit ist nicht unbedingt ein Karrierekiller. Das hängt im konkreten Fall vom Arbeitgeber, von deinen Kollegen und auch von dir ab. Falls du dich in Teilzeit im Unternehmen weiterentwickeln und vielleicht aufsteigen möchtest, bleibt dir trotz reduzierter Stundenzahl oder Homeoffice nichts anderes übrig, als dich gut sichtbar weiter im Spiel zu halten und dein Arbeitspensum so zu planen und abzusprechen, dass noch genügend Zeit bleibt für den regelmäßigen Austausch mit Chef und Kollegen und für die Kontaktpflege in deinen beruflichen Netzwerken.
Insbesondere das Jobsharing und die Teilzeit mit minimaler Stundenreduktion können dabei helfen, den Karriereknick zu vermeiden. Dabei ist die Teilzeitarbeit alleine ohne einen sachlichen Grund kein Argument für die Verweigerung einer Beförderung.
3. Die Teilzeitfalle
Von der Teilzeit zurück in die Vollzeit.
Bislang war es häufig so, dass Beschäftigte, die sich für Teilzeitarbeit entschieden haben, im Anschluss keine Vollzeitstelle mehr bekommen haben.
Mit der gesetzlich geregelten Brückenteilzeit kann mit einigen Ausnahmen nun jeder in Teilzeit gehen und nach einer festgelegten Zeit wieder Vollzeit arbeiten.
Wer sich allerdings außerhalb dieses Sicherungsnetzes bewegt und keine Rückkehr in die Vollzeit vereinbart oder vereinbart hat, kann immer noch in die Teilzeitfalle hineingeraten.
4. Das Teilzeitroulette
Wenn man aus einer längeren Teilzeit oder einer Auszeit zurückkommt, kann es passieren, dass der Arbeitgeber einem nicht die vorherige Stelle zur Verfügung stellt. Entweder ist diese dann besetzt oder weggefallen.
Im Arbeitsvertrag ist meist geregelt, dass der Arbeitgeber dafür eine gleichwertige Stelle anbieten muss. Somit kann die gleichwertige Stelle unter Umständen weniger interessant sein und weniger Aufstiegschancen bieten als die vorherige.
5. Das Teilzeitparadox
Ist das Arbeitspensum nicht vernünftig an die reduzierte Arbeitszeit angepasst, dann arbeitet man fast genauso viel wie in Vollzeit, bekommt nur weniger Geld dafür. Dabei hat man die durch Teilzeitarbeit gewonnene Zeit schon anderweitig verplant.
Damit dir das nicht passiert, ist eine klare Absprache mit deinem Arbeitgeber hilfreich, die dann schriftlich festgehalten wird. Alle, die mit dir zusammenarbeiten, sollten darüber informiert werden, wie, wann und wo sie dich erreichen können und was dein reduzierter Aufgabenbereich nun umfasst und was mit den wegfallenden Aufgaben passiert.
Darüber hinaus ist es im Alltag erforderlich, die vereinbarten Punkte immer wieder klarzustellen und Nein sagen zu können, damit am Ende nicht doch wieder das Teilzeitparadox übernimmt.
6. Die Teilzeitträgheit
Wenn man durch seine Teilzeitarbeit auf einmal viel mehr Zeit zur Verfügung hat, die man selbstbestimmt verplanen und produktiv füllen möchte, kann unvermittelt die Teilzeitträgheit einsetzen.
Insbesondere dann, wenn sich die arbeitsfreie Zeit über mehrere Tage, Wochen oder Monate streckt. Man genießt anfangs die gewonnene Zeit und macht es sich gemütlich oder man beschäftigt sich mit vermeintlich wichtigen Dingen. Und dann fragt man sich, wie schon wieder so viel Zeit verstreichen konnte, ohne irgendeinen nennenswerten Fortschritt gemacht zu haben.
Wichtig ist, dass du zügig von der Idee in die Planung und dann ins Tun kommst. Anstatt jeden Tag allein vor dich hin zu werkeln, kannst du dich mit gleichgesinnten Menschen zusammentun. Netzwerke helfen, sich auszutauschen und zu unterstützen.
7. Der Teilzeitstress
In der durch Teilzeit gewonnenen Zeit möchten Teilzeitkräfte natürlich die Dinge angehen, für die sie in Teilzeit gegangen sind. Neben den beruflichen Terminen und Verpflichtungen kommen somit weitere Termine und Verpflichtungen aus den anderen Lebensbereichen hinzu.
Beruflich und privat läuft es natürlich nicht immer so wie geplant. Beispielsweise verschieben sich Termine, Arbeiten benötigen länger als geplant oder die Kinderbetreuung fällt aus.
Da man ja in Teilzeit mehr Zeit hat und flexibler ist als der Partner oder die Partnerin in Vollzeit, übernimmt man meist die ungeplanten Zusatzaufgaben und die vielen alltäglichen Kleinigkeiten.
In Summe kann somit der Alltag für Teilzeitbeschäftigte sehr stressig werden. Hier helfen oft schon ein gutes Selbstmanagement, klare Absprachen mit allen Beteiligten und eigene Grenzen ziehen, damit dein Leben in einigermaßen geordneten Bahnen verläuft.
Einfacher gesagt als getan? Teile unten im Kommentarfeld deine Bedenken und Herausforderungen mit der Teilzeitarbeit...